Der Militärfriedhof in Soča

Sammlung www.Isonzofront.de
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Das Dorf Soča erstreckt sich entlang des Trentatales direkt am Ufer des gleichnamigen Flusses Soča. Die Ortschaft ist Teil der Gemeinde Bovec und liegt im Triglav Nationalpark. Während des Krieges an der oberen Isonzofront lag der Ort im unmittelbaren Fronthinterland der Österreich-Ungarischen Armee. Neben Kommandos, Werkstätten und Depots befand sich nahe der Josefkirche in Soča ein Militärhospital, dessen Gebäude heute teilweise noch erhalten sind. Viele der verwundeten Soldaten aus dem Frontbereich Javoršček - Krn wurden dort medizinisch versorgt. Trotz allem erlagen viele Soldaten ihren Verwundungen oder Infektionen und es wurde im Juni 1915 notwendig einen Hospitalfriedhof anzulegen. Dieser militärische Friedhof wurde hinter der Josefkirche und dem Hospital errichtet. Zunächst diente er als reiner Hospitalfriedhof, allerdings musste er nach dem Ende der Kämpfe im Oktober 1917 erweitert werden. Noch immer wurden Verwundete im Hospital behandelt und auch unter ihnen fand der Tot, wie überall in Europa, reiche Ernte. Auch im Gebirge fand man weiterhin Leichen und besonders im Frühjahr zur Schneeschmelze wurde noch so manches Lawinenopfer geborgen. Mit dem Kriegsende 1918 begann man außerdem die bisher in Feldgräbern bestatteten Soldaten auf zentrale Militärfriedhöfe umzubetten. Auf dem Friedhof Soča haben in 738 Gräbern 1480 Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Hauptsächlich waren es Soldaten der Österreich-Ungarischen Armee, die meisten von ihnen Ungarn und bosnische Serben aber auch Slowenen, Tschechen, Polen und Österreicher. Am Oberlauf der Soča kämpften und starben Soldaten aus allen Kronländern der K.u.K. Monarchie. Jedoch fanden auch einige italienische Soldaten und Kriegsgefangene in Soča ihre letzte Ruhe.

Sammlung www.Isonzofront.de
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Der Friedhof wurde zu Kriegszeiten aufwändig ausgebaut und mit einem großen gelegten Steinkreuz verziert. Links neben dem Steinkreuz brachte man an einem großen Felsbrocken die Inschrift "Schwurgetreu 1915-191_" an. Interessant ist, dass man auf dem zeitgenössischen Foto links erkennen kann, dass der Steinmetz beim Felsbrocken mit der Inschrift die letzte Jahreszahl noch nicht angebracht hatte. Demzufolge war man wohl nicht davon überzeugt, dass der Krieg ein baldiges Ende nehmen würde. Oberhalb des Steinkreuzes befindet sich auf einem Fels ein steinerner Obelisk in Form einer Granate welcher ein Mahnmal gegen den Krieg darstellen soll.

 

Obwohl der Friedhof in der Zeit nach dem Krieg bis in die 90er Jahre von Einheimischen gepflegt wurde, war er dennoch mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. Seit dem Zerfall Jugoslawiens entwickelte sich aber ein immer stärker werdendes Interesse an diesen Kulturdenkmälern und sie gewannen wieder an Bedeutung. Heute ist der Friedhof restauriert und neu aufgebaut und als Teil der Friedenswege für jeden besuchbar. Das große Steinkreuz, der Felsblock mit der nun vollendeten Inschrift "Schwurgetreu 1915-1917" sowie der Obelisk sind noch vollständig erhalten. In der Nachkriegszeit wurden die hölzernen Kreuze durch gegossene Betonkreuze ersetzt. Viele der einzelnen Betonkreuze sind allerdings schon vergangen oder lehnen an den Außenmauern. Dafür wurden vier große Granitkreuze durch das Österreichische Schwarze Kreuz aufgestellt.  Leider gibt es kein Buch mit den Namen der Gefallenen vor Ort.

Sammlung www.Isonzofront.de
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Fritz Strobl einer von 1480 Gefallenen

 

Fritz Strobl stammte aus Glasenbach-Aigen und war Brunnenmeister in Friedenszeiten. Trotzdem er schon 50 Jahre alt war verschlug ihn sein Schicksal an die obere Isonzofront. Am 21. März 1916 verstarb er, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten,  im Militärhospital Soča an den Folgen eines Bauchschusses den er zuvor bei einem Gefecht erhalten hatte. Höchstwahrscheinlich wurde er auf dem Hospitalfriedhof bestattet. Im Salzburger Volksblatt vom 29. März 1916 fand ich seine Todesanzeige. Dort steht geschrieben: "Einer gestern eingelangten Nachricht zufolge ist Fritz Strobl, Brunnenmacher in Aigen, an der italienischen Front in Folge eines Bauchschusses gefallen. Strobl, der erst vor kurzer Zeit zum Heeresdienste eingerückt war, stand im 49. Lebensjahre."

Von Ihm ist nichts außer seines Sterbebildes geblieben, welches uns noch heute an sein trauriges Schicksal erinnert.

 

Das Anfertigen von Sterbebildern ist eine alte Tradition im europäischen Raum, welche zwar heute kaum noch ausgeübt wird, aber noch bis nach dem zweiten Weltkrieg weit verbreitet war. Sie wurden gedruckt, damit man sie den Trauergästen als Erinnerung überreichen konnte. Sie enthielten unterschiedlich umfangreiche Informationen zum Leben und zum Tod des Verstorbenen. 

 

 

 

Selbst erforschen:

 

Den Militärfriedhof in Soča kann man das ganze Jahr über besuchen. Er liegt an der Landstraße 206 von Bovec über Kal Koritnica nach Soča. Die Kirche liegt direkt an der Straße und das Auto kann man direkt vor Ort parken. Um den Friedhof zu besichtigen geht man an der Josefkirche vorbei, über den heute noch genutzten zivilen Friedhof, und betritt ihn durch das eiserne Eingangstor. Der Besucher findet eine Informationstafel auf slowenisch, deutsch, italienisch und englisch mit einigen zeitgenössischen Fotos.  Am besten verbindet man den Besuch mit einer Wanderung entlang des "Soča-Pot", um die außergewöhnliche Schönheit der Soča mit ihrer Vergangenheit verbinden zu können. Dazu eignet sich als Ausgangspunkt der Parkplatz am Campingplatz in der Lepena. Biegen sie beim Wegweiser Lepena rechts von der Straße 206 ab und fahren sie über die Brücke und folgen sie der Straße, nach 200m sehen Sie den Parkplatz. Der Einstieg zum Soča-Pod befindet sich an der Rechten Seite der Brücke wenn sie Flussaufwärts blicken. Ihm können Sie folgen bis zur Brücke in Soča, unweit davon steht die Kirche mit dem Friedhof.  

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Quellen:

Die Isonzofront von Petra Svoljšak ISBN: 86-361-0883-7

Erklärungen auf den Informationstafeln vor Ort