Militärfriedhof Trenta

Der Friedhof im Oktober 2019
Der Friedhof im Oktober 2019

Auf dem Militärfriedhof bei Trenta haben hauptsächlich Soldaten der Österreich-Ungarischen Armee sowie kriegsgefangene Soldaten der Russischen Armee ihre letzte Ruhestätte gefunden. Es finden sich aber auch Gräber italienischer Soldaten und von unbekannten Militärangehörigen. Im Dorf Trenta am Fuße des Vrsič-Passes befand sich ein großes Feldlazarett. Trenta lag nur ca. 20 Kilometer von der Front im Flitscher-/Bovecer-Becken entfernt, war also noch im Frontbereich bzw. Etappengebiet der K.u.K. 10. Armee und der K.u.K. 5. Armee (Isonzoarmee). Viele Soldaten

wurden zur Behandlung und Genesung von der Front dort hin gebracht. Doch nicht alle überlebten ihre Verwundungen und es wurde notwendig einen Militärfriedhof anzulegen. Ein Mitglied von der Fundacija Poti miru v Posočju teilte mir freundlicherweise auf meine Anfrage mit, dass es während der Kriegszeit zwei Friedhöfe in Trenta gegeben hat. Im April 1918 begann man den heutigen Friedhof anzulegen. Es ist nicht genau geklärt, ob der heutige Friedhof auch schon vor dem April 1918 bestand oder erst aus den zwei Ursprünglichen gebildet wurde. Auch die Italiener begannen unmittelbar nach Kriegsende Einzelgräber am Pass zu exhumieren und nach Trenta zu bringen. Die knapp an Informationen gehaltene Tafel am Eingang gibt an, dass rund 200 Soldaten der Österreich-Ungarischen Armee dort begraben liegen, wie viele russische Kriegsgefangene dort ruhen gibt sie nicht an. Der Friedhof ist nur sehr klein und befindet sich direkt an der Straße ca. 2 km außerhalb von Trenta in Richtung Kranjska Gora. Auf ihm haben sich einige Kreuze aus Metall und Beton erhalten, sowie zwei Grabsteine von ital. Alpinos. Beide Alpinos waren im Jahr 1928 ums leben gekommen, also lange nach Kriegsende. Die genauen Umstände ihres Todes sind mir nicht bekannt, ein Einheimischer erzählte mir aber, dass sie bei Bergunfällen starben. In der Mitte befindet sich ein großes Holzkreuz welches aus der Neuzeit stammt. Einzelne Schilder an den Kreuzen sind noch lesbar, viele sind aber auch schon unleserlich oder ganz verschwunden.

Jemand der sich mit der Geschichte der Region noch nicht intensiv auseinander gesetzt hat, könnte sich die Frage stellen wie und warum russische Kriegsgefangene an die Isonzofront kamen. Schließlich kämpfte die Russische Armee nicht aktiv an der Isonzofront. 

 

Mit der Kriegserklärung Italiens an Österreich Ungarn im Mai 1915 hatte sich zwar nicht ganz unerwartet aber dennoch überraschend die Süd-Westfront, und damit auch die Isonzofront gebildet, in einem Gebiet das damals generell über eine nur einfache Infrastruktur verfügte. Der Predilpass, der einzige weitere österreich-ungarische Zugang zur Front im Flitscher-Becken war zwar den damaligen Verhältnissen entsprechend gut ausgebaut, lag aber im Feuerbereich der italienischen Artillerie und konnte tagsüber bei gutem Wetter auch von den ital. Beobachtern eingesehen werden. Jener Umstand machte dem Oberkommando klar, das ein weiterer Zugang zur Front dringend benötigt wurde.

 

Man beschloss den Vrsič-Pass anzulegen, doch dieser bestand eingangs nur in Teilstücken und diente lediglich dem zivilen Holztransport. Die Verbindung von Trenta nach Kranjska Gora (damals Kronau) war zwar schon lange bekannt aber eben nicht zu einer Straße ausgebaut welche die Versorgung einer ganzen Armee hätte bewerkstelligen können. Man benötigte die neue Versorgungsstraße am besten sofort, verfügte aber im eigenen Land eigentlich über keine Männer mehr die ein solches Großbauprojekt hätten verwirklichen können. Der Krieg dauerte schon ein Jahr und die Schlachten an der Ostfront hatten von der österreich-ungarischen Monarchie empfindliche Opfer gefordert. Hinzu kam noch die plötzlich neu entstandene Süd-Westfront, die bei Kriegserklärung Italiens nahezu unbesetzt war. Nur notdürftig konnte man sie in der Anfangsphase überhaupt besetzten mit Standschützen, Landsturm, einigen wenigen freigemachten Infanterie Regimentern und dem zur Hilfe eilenden Deutschen Alpenkorps. Kurzum ein Bauprojekt mit tausenden jungen Männern aus den eigenen Reihen war praktisch nicht durchführbar. Also griff man auf russische Soldaten zurück, welche im bisherigen Kriegsverlauf in ö.-u. Kriegsgefangenenschaft geraten waren. Die Arbeiten begannen unmittelbar mit der Kriegserklärung Italiens im Mai 1915. Ungefähr 12.000 von ihnen brachte man an die obere Isonzofront und so gelang es, dass schon Ende 1915 der erste Verkehr über den 25 Kilometer langen Pass rollen konnte. Eine bauliche und logistische Meisterleistung, die jedoch auf Kosten der russischen Soldaten erreicht wurde. Unzählige von ihnen ließen bei den Arbeiten ihr Leben fern der Heimat. Sie arbeiteten sich zu tode, verhungerten aufgrund schlechter Versorgung mit Nahrungsmitteln, starben bei Arbeitsunfällen und nicht zu letzt bei Lawinenabgängen. Bei einem einzigen Lawinenabgang im März 1916 kamen allein mehr als 300 von ihnen ums Leben. Die genauen Opferzahlen sind unbekannt und die Gelehrten streiten sich noch immer darüber. Grund dafür sind fehlende Aufzeichungen, die nie angelegt wurden. Man kann nur Mutmaßen, aber man wollte wohl seitens der ö.-u. Armee nicht zu viel dokumentieren von dem was man mit den armen Männern dort machte. Vermutungen gehen von einer Opferzahl von mehreren tausend Männern aus. Ein weiterer Aspekt ist, dass es in anbetracht der Opferzahlen kaum Begräbnisstätten gibt. Bekannt ist nur der Friedhof in Trenta, die russische Kapelle am Pass selbst und ein Friedhof bei Kranjska Gora. Wo aber die restlichen toten russischen Soldaten begraben liegen ist bis heute nicht bekannt. 

 

Ein Besuch des Friedhofes lässt sich gut mit einem Besuch des Kulturmuseums in Trenta oder einer Fahrt über den Vrsič-Pass selbst verbinden. Eine Anreise nur für den Friedhof empfielt sich nur für den militärhistorisch interesssierten Besucher. Die gezeigten Bilder stammen von einem Besuch im Oktober 2019 bei dem leider schon das typische Herbstwetter im Soca- und Trentatal herrschte. Zeitgenössische Fotografien des Friedhofes sind derzeit leider keine bekannt.