Eine erfolgreiche Patrouille im Morgengrauen
Nur selten sind zeitgenössische Fotografien genau beschriftet, manchmal haben es die Veteranen aber gut gemeint mit der Nachwelt. Anhand der Beschriftung lässt sich das Foto genau bestimmen und es kann uns seine Geschichte erzählen.
Auf der Rückseite wurde vermerkt:
"7. Jänner 1916 6:30 vorm. am Südhang des Javoršček gefangene ital. Feldwache durch Feldwebel Haberfellner. 7 Mann."
Der Javoršček ist ein 1557m hoher Berg im Südosten des Bovecer Beckens. Gemeinsam mit dem vorgelagerten 810m hohen Humčič bildete er den südlichen Eckpfeiler der Österreich-Ungarischen Verteidigungslinie. Besonders der kleine Humčič war festungsähnlich ausgebaut und heftig umkämpft. Hier stieg die Frontlinie aus dem Tal wieder ins Hochgebirge auf.
Die Hintergrundgeschichte liefert uns der bekannte Autor aus Bovec Vasja Klavora in seinem Buch Blaukreuz (ISBN 3-85013-287-0 erschienen im Hermagoras Verlag). Das Buch, wie auch alle anderen seiner Werke, sind die Standartwerke zur Isonzofront und ein absolutes Muss für den Interessierten. Obwohl er in seinen Büchern die Ereignisse wissenschaftlich analysiert schafft er es dennoch den Fokus auf das Erleben und Leiden beider Seiten zu richten. So kommen Generale und einfache Soldaten zu Wort, es wird aber auch auf Gliederungen und Unterstellungen der einzelnen Einheiten eingegangen.
Auf Seite 129 schreibt er Folgendes:
"Die italienischen Vorstöße brachen Nördlich des Krn schon am 11. November los, indem nach einem mehrstündigen Artilleriebeschuss der Javoršček und die Positionen am Vrsič angegriffen wurden. Diesem Ansturm warfen die Einheiten der 87. Schützenbrigade zurück. Den Österreichern war es sogar gelungen, italienische Stellungen zu sprengen. Am 12. November warfen die Einheiten der 87. Schützenbrigade und des Kärntner 1. Schützenregiments erneut einen italienischen Angriff zurück. Die Besatzung des Verteidigers am Vrsič-Kamm zeichnete sich dabei besonders aus, in den Kämpfen verlor sie jedoch drei Viertel ihrer Mannschaft. Bis zum 1. Dezember versuchten die Italiener noch mehrmals, auf diesem Gebiet vorzudringen, doch immer ohne Erfolg. Alle weiteren Vorstöße nach diesem Datum brachte die Wetterverschlechterung zum Stillstand, und eine lange Winterruhe setzte ein. Das italienische Armeeoberkommando verstärkte über den Winter seine Armeen erheblich, um noch besser für die Operationen im Jahre 1916 vorbereitet zu sein. Sie kümmerten sich nicht nur um eine feste Verteidigung des eingenommenen Territoriums, sondern bauten auch Reserverstützpunkte hinter der Front aus.
In dieser Phase kam es zu keinen größeren Operationen, es verging aber auch kein Tag, an dem es nicht kleinere Scharmützel zwischen Patrouillen, Spähaktionen und Artilleriebeschuss gab. So unternahmen die Österreicher im Jänner und Februar 1916 mehrere schnelle Vorstöße auf die italienischen Stellungen in den Javoršček- und Rombonhängen. Ihr Ziel war in die italienischen Stellungen einzubrechen, sie zu zerstören und Gefangene zu machen."
Sicher sind die sieben Italiener oben im Bild bei einem dieser schnellen Vorstöße im Januar 1916 gefangen genommen worden. Nach der Gefangennahme wurden sie meist vor Ort verhört. Sie wurden zur Stärke des Feindes, zum Stellungsverlauf und zu bevorstehenden Angriffen befragt. Danach wurden sie in ein Gefangenenlager überstellt. Der Krieg an der Front war damit für sie vorbei, doch auch in den Gefangenenlagern kamen noch viele ums Leben.
Die Aktionen in den Javorscek Hängen während der ersten Monate des Jahres 1916 schafften es sogar bis in die Zeitungen. So berichtet beispielsweise die Karnisch-Julische- Kriegszeitung in ihrer Ausgabe vom 4. März 1916 von diesen Unternehmen. Nicht außer Acht lassen sollte man, dass solche Artikel während des Krieges entstanden und extrem einseitig verfasst wurden. Sicher haben sich die Italiener nicht zum Spaß acht Mal aus dieser Position ausheben lassen. Es dürfte sich um eine wichtige Stellung für den ital. Frontverlauf gehandelt haben, denn sonst hätte man sie sicher nach den ersten Malen zu den eigenen Gunsten verlegt.
Quellen:
Blaukreuz von Vasja Klavora; ISBN 3-85013-287-0
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Walter Piringer (Freitag, 17 Februar 2017 08:21)
servus!
wirklich beeindruckend gemacht.
fakten wechseln mit persönlichen erfahrungen.
fotos ergänzen wunderbar.
man bekommt lust auf mehr - daher WEITERMACHEN !!!!
gruß
walter
lxbfYeaa (Freitag, 21 Juni 2024 18:24)
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